Als 1975 das erste Blütenfest in Borthen stattfand, dachte wahrscheinlich noch niemand daran, dass dieses Fest sich als eines der traditionsreichsten in der Gegend etablieren würde.
Angekündigt in den großen Regionalzeitungen und „beworben“ mit frischen Äpfeln erfreute sich das jährlich ausgetragene Volksfest bald in der ganzen Region großer Beliebtheit. Initiatoren waren damals laut Zeitungsberichten die Borthener Obstbauern. Wer aber die eigentliche Idee dazu hatte, ist heute leider nicht mehr nachvollziehbar. Wer unsere Gegend kennt, geprägt durch die umliegenden Apfelbaumreihen, wird sich sicherlich ebenfalls nicht dem Reiz der blühenden Obstbäume entziehen können. Gerade Anfang Mai, wenn das Blütenfest stattfindet, ist die Gegend in das zarte Weiss-Rosa der Apfel- und Kirschblüte und in einen feinen Duft gehüllt.
Bei dem ersten Blütenfest gab es neben den besagten Äpfeln immerhin schon Gulaschkanonen, eine Technikschau und einen kulturellen Beitrag in der „Obsthalle der Kooperation“. Im zweiten Jahr konnten die Veranstalter zusätzlich mit 20 Ständen aufwarten. Für die damalige Zeit eine enorme Leistung. Bei einem der wärmsten Tage im Mai seit 1893 konnten die Veranstalter damals über 30 000 Besucher begrüßen, beim 6. Blütenfest über 50 000, um nur einige Zahlen zu nennen.
Vom „reinen“ Gaumengenuss kam man bald schon zu einem erweiterten Programm. So boten Gärtnereien kleine Kostbarkeiten an Pflanzen und Bäumchen an und es gab neben dem einheimischen Obst auch Handwerkliches aus der Region. Es wurden verstärkt kulturelle Highlights gesetzt. Vom abendlichen Tanz, der später zur Disko wurde, bis hin zu Kutschfahrten, der Modenschau und dem Angebot für die Kinder wurden von Blütenfest zu Blütenfest neue interessante Aspekte eingebracht.
Das Blütenfest in Röhrsdorf / Borthen hat nunmehr seit 1975 als in vielerlei Hinsicht „starkes“ Volksfest bestanden. Durch weitere Attraktionen aus den alten Bundesländern wurde das Blütenfest nach der Wende bereichert. So konnte das 16. Blütenfest im Mai 1990 mit 75 000 Besuchern aufwarten – ein absoluter Rekord. Besonders kritisch gestaltete sich allerdings die Organisation der weiteren Feste. Lag bisher die Verantwortung „organisiert“ auf den Bürgermeistern der einzelnen Gemeinden,
traten 1991 die FFW Borthen, der Club der Bürgerscheune und die Gemeinde Borthen als Veranstalter auf, um die Tradition nicht abreißen zu lassen. Auch wenn das Programm in dieser schwierigen Zeit nur handgeschrieben war, kamen trotzdem immerhin 10 000 Gäste zum Blütenfest.Im Jahr 1992 wurde dann wieder mit „geballter“ Kraft organisiert – außer der Gemeinde Borthen bekam das Volksfest wieder Verstärkung durch Gorknitz und Röhrsdorf sowie den Motor-Veteranen aus Dresden. Im Vergleich zum Vorjahr konnten sicherlich wieder mehr Gäste erwartete werden, was nicht nur allein an dem Auftritt der Puhdys lag.
Ab 1996 kam als weiterer Höhepunkt die Wahl der Blütenkönigin hinzu, die zunächst als regionale Wahl, später als Wahl der Sächsischen Blütenkönigin durchgeführt wurde. Wert wurde und wird dabei nicht auf die „üblichen“ Maßstäbe von Miss-Wahlen gelegt, sondern darauf, dass die Kandidatinnen ihr Wissen über den Obstanbau und die Region auf fachlich hohem Niveau vor einer entsprechenden Jury aus Wirtschaft und Politik präsentieren.
Mit der Gründung des Blütenfestvereins Borthen / Röhrsdorf im August 2000 wurde langfristig die Organisation des Blütenfestes sichergestellt und mit der Eröffnung des Sächsisch-Böhmischen Bauernmarktes im Oktober 2001 ergaben sich neue Möglichkeiten der Durchführung. Der Blütenfestverein arbeitet derzeit mit 7 Mitgliedern im Vorstand und weiteren 33 Mitgliedern im Verein, die sich ehrenamtlich bemühen, ein traditionsreiches Fest weiter zu organisieren und mit Leben zu erfüllen.
Quellen: Blätter zur Heimatgeschichte herausgegeben vom Heimatverein Röhrsdorf e.V.Die Blätter zur Heimatgeschichte können über www.Heimatverein-Röhrsdorf.de bezogen werden.